CogeP: Moderne Prüfprozesse
mit Cobots

Das Cobot-Projekt CogeP erforscht den Einsatz kollaborativer Roboter
zur Effizienzsteigerung und Fehlerreduktion in industriellen Prüfprozessen.

CogeP: Moderne Prüfprozesse mit Cobots

CogeP: Moderne Prüfprozesse mit Cobots

CogeP: Moderne Prüfprozesse mit Cobots

Das Cobot-Projekt CogeP erforscht den Einsatz kollaborativer Roboter zur Effizienzsteigerung und Fehlerreduktion in industriellen Prüfprozessen.

Probleme manueller Prüfprozesse

Die Prüfung von Produkten ist für Unternehmen vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, volatilen Absatzmärkten sowie einem zunehmenden Preisdruck zur Herausforderung geworden. Kurzfristige Bestellungen gehen heute einher mit individuellen Kundenanforderungen („Losgröße 1“) und einer stetig steigenden Zahl nachgefragter Produktvarianten.

Werker müssen diese verschiedenen Ausführungen innerhalb kürzester Zeit auf Korrektheit prüfen und Unterschiede zwischen einzelnen Modellen dabei immer im Hinterkopf behalten. Das Fehlen einer Schraube kann langfristig den Ausfall eines ganzen Systems zur Folge haben – es sind also höchste Konzentration und ein Auge fürs Detail gefragt.

Zusätzlich erfolgt die Abnahme bei herkömmlichen Prüfprozessen in der Regel 1:1. Ein Werker sieht also gleichzeitig nicht mehr als einen Prüfling durch. Vorgänge sind dadurch kaum skalierbar und immer abhängig von der Zahl an verfügbaren Mitarbeitern.

Moderne Technologien zur Effizienzsteigerung in der Qualitätssicherung

Die aktuellen Herausforderungen lassen sich für Unternehmen nur bewältigen, indem sie die Prozessautomatisierung in ihrer Qualitätssicherung vorantreiben. Durch einen höheren Automatisierungsgrad lassen sich gleichzeitig Werker entlasten und die Anforderungen an individuelle Produktvarianten erfüllen.

Doch nicht immer lohnt sich ein vollständig autonomer Prüfvorgang. Gerade kleine und mittlere Unternehmen mit geringen Prüfhäufigkeiten profitieren seltener als Großkonzerne mit hohen Produktionsmengen von umfangreichen Investitionen in vollautonome Technologien.

In vielen Fällen ist deshalb nur eine Teilautomatisierung wirtschaftlich. Diese lässt sich sinnvoll realisieren, indem ein kollaborativer Roboter (Cobot) in Zusammenarbeit mit einem Werker Prüfvorgänge durchführt. Das CogeP-Projekt hat genau diese Zusammenarbeit revolutioniert.

Cobot-Demonstrator aus dem CogeP-Projekt

Der Cobot-Demonstrator aus dem CogeP-Projekt im Einsatz
© Fraunhofer IEM / Janosch Gruschczyk

Was ist ein Cobot?

Der Begriff Cobot ist eine Zusammensetzung der englischen Begriffe „collaborative“ und „robot“ und beschreibt einen Roboter, der seine Arbeit in Zusammenarbeit mit einem Menschen vornimmt. Eine Kollaboration stellt den höchsten Grad an Zusammenarbeit dar, den Mensch und Roboter in der Fertigung erreichen können.

Im Gegensatz zum klassischen Arbeiten in getrennten Zellen teilen sich bei einer Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) beide Akteure einen gemeinsamen Arbeitsraum. Es sind deshalb besonders strenge Vorschriften und Standards einzuhalten, um die Sicherheit des Werkers zu gewährleisten.

Vorteile von Cobots in Prozessen

Cobots revolutionieren Prüfprozesse durch eine ganze Reihe von Vorteilen. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ist so gestaltet, dass beide Akteure ihre Stärken voll ausspielen können:

Bekämpfung des Fachkräftemangels

Prüfprozesse laufen klassischerweise in einem 1:1-Verfahren ab – ein Werker ist also gleichzeitig immer nur für einen Prüfling zuständig. Ein Cobot allerdings kann, je nach konkretem Anwendungsfall, mehrere Produkte zur selben Zeit prüfen. Ein Mitarbeiter muss dann nur überwachen, ob der Roboter die Arbeit korrekt ausführt.

Vermeidung monotoner Arbeitsschritte

Die Qualitätssicherung kann insbesondere bei hohen Losgrößen eine monotone Arbeit darstellen. Es ist volle Konzentration gefordert, obwohl Arbeitsschritte immer gleich ablaufen. Für Werker kann das auf Dauer ermüdend und frustrierend sein. Für einen Cobot hingegen sind diese Bedingungen optimal.

Fehlerreduktion

Doch auch bei vielen verschiedenen Varianten hat der Cobot gegenüber dem Menschen einen Vorteil: Er ist weniger fehleranfällig. Übersieht oder verwechselt ein Mensch bei einer hohen Zahl von Varianten schnell einzelne Prüfschritte, ist eine große Menge an Modellen für den Cobot kein Problem.

Automatische Dokumentation

Moderne kollaborative Roboter verfügen über einen digitalen Zwilling. Alle Prüfvorgänge und -ergebnisse werden dadurch automatisch und detailliert dokumentiert. Teils können die Sensoren der Roboter Daten sogar umfangreicher oder genauer erfassen als Menschen bei herkömmlichen Testverfahren.

Skalierbarkeit

Die Qualitätssicherung mit Cobots ist in hohem Maße skalierbar. Soll ein bestehender Prüfprozess ausgebaut werden, entfällt beispielsweise kein Aufwand auf das Anlernen eines neuen Roboters.

Kompaktheit der Prüfumgebung

Da sich Mensch und Roboter einen Arbeitsraum teilen, entfallen bei einer Qualitätssicherung durch Cobots aufwendige Schutzeinrichtungen im direkten Arbeitsumfeld. Auch bei begrenztem Platz lassen sich so moderne Prüfprozesse realisieren.

Was ist das CogeP-Projekt?

Trotz der Vielzahl an Vorteilen und der hohen Flexibilität ist die Verbreitung von Cobots in industriellen Prüfprozessen noch sehr begrenzt. Das liegt insbesondere an der geringen Adaptierbarkeit bereits vorhandener Lösungen für veränderte Prüfumgebungen.

Das Projekt CogeP hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ein umfangreiches Lösungsmuster zu entwickeln, mit dem kollaborative Prüfsysteme flexibel und wandelbar eingesetzt werden können. Die Abkürzung CogeP steht für Cobot-gestützte Prüfplätze für intelligente technische Systeme.

Aufgrund der komplexen technischen Problemstellungen haben die Partner Diebold Nixdorf, Fraunhofer IEM und die verlinked GmbH ihre Expertise gebündelt. Unter dem Dach des Technologienetzwerks it’s owl haben sie in engem Austausch zwei funktionsfähige Demonstratoren für Cobot-gestützte Prüfplätze entwickelt.

Forschungsbereiche und Schnittstellen im CogeP-Projekt

Forschungsbereiche des CogeP-Projekts
©verlinked

Forschungsbereiche und Schnittstellen im CogeP-Projekt

Forschungsbereiche des CogeP-Projekts
©verlinked

Case Study: Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) in der Qualitätskontrolle

Das CogeP-Projekt bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Test- und Prüfprozessen, Digitalisierung und IoT sowie industrielle Automatisierung und kollaborativer Robotik. Durch die Überschneidung der Themenfelder entsteht eine Vielzahl von Herausforderungen, die beispielsweise die Gewährleistung der Arbeitsplatzsicherheit betreffen. Trotz dieser Schwierigkeiten realisierte das CogeP-Projekt gleich zwei Prüfszenarien und bewies damit die Adaptierbarkeit des kollaborativen Prüfprozesses.

Szenario 1: Echtgeldtest mit Cobots

Bei der Umsetzung eines Cobot-gestützten Echtgeldtests übernimmt ein einzelner kollaborativer Roboter die Rolle von drei Prüfern, die herkömmlich jeweils ein Ausgabemodul testen. Der Cobot entnimmt zur Qualitätssicherung Bündel von Banknoten und führt diese einem Ein/Ausgabemodul zu.

Im Gegensatz zum herkömmlichen Testvorgang stehen dadurch Informationen sowohl zur Einzahlung als auch zur Auszahlung zur Verfügung, die automatisiert miteinander verglichen werden können. Außerdem erfasst der Cobot, mit welcher Qualität das Bündel aus Scheinen präsentiert wird und stellt damit zusätzliche Analysedaten zur Verfügung.

Die Auswertung der Informationen erfolgt mithilfe eines digitalen Zwillings in einer IoT-Plattform bereits parallel zum Test. Der Vorgang kann dadurch bei Problemen sofort unterbrochen und der Prüfling auf Fehler getestet werden.

Durch den Einsatz von kollaborativer Robotik konnte das Unternehmen Diebold Nixdorf die Datenanalyse nicht nur automatisiert gestalten und insgesamt die Effizienz steigern. Es konnte auch eine monotone Aufgabe durch einen modernen Arbeitsplatz ersetzt werden.

Szenario 2: Automatisierte Bedienfeldprüfung

Im Rahmen der automatisierten Bedienfeldprüfung fährt ein Cobot verschiedene Positionen an, um die unterschiedlichen Prüfmerkmale eines Bedienfelds aufzunehmen. Eine Deep-Learning-Kamera erfasst dabei die Stellungen von Schrauben und Steckern und überträgt die Daten automatisiert in ein IT-System.

Dort analysiert ein trainierter Algorithmus die Prüfmerkmale und wertet aus, ob alle Verbindungen korrekt montiert sind. Er erkennt dabei auch, ob Schrauben nur teilweise eingedreht oder Stecker nur annähernd eingesteckt sind. Die Ergebnisse protokolliert der Algorithmus anschließend in einer IoT-Plattform.

Die automatisierte Bedienfeldprüfung berücksichtigt die Besonderheiten der jeweiligen Produktreihe und ist damit weniger fehleranfällig als ein klassischer Prüfvorgang durch einen Mitarbeiter. Zusätzlich ist die Lösung in hohem Maße skalierbar, da sie Prüfvorgänge weitgehend eigenständig durchführen kann.

Cobot-Demonstrator aus dem CogeP-Projekt

Der Cobot-Demonstrator aus dem CogeP-Projekt bei der Prüfung von Bedienfeldern
© Fraunhofer IEM / Janosch Gruschczyk

Die Arbeit von verlinked im CogeP-Projekt

verlinked erarbeitete im CogeP-Projekt eine umfangreiche Data Integration Infrastructure. Auf Basis des connect Gateways stellt sie die Verbindung zwischen Sensoren, Steuerung und Roboter auf der einen und IT-Systemen auf der anderen Seite sicher.

Damit diese Integration gelingt, muss die Data Integration Infrastructure nicht nur physische Schnittstellen wie Ethernet, RS232 oder CAN unterstützen. Sie muss auch verschiedene, teils herstellerspezifische Kommunikationsprotokolle wie MQTT oder OPC UA verarbeiten. Außerdem muss sie gewährleisten, dass gewonnene Daten konsolidiert und aggregiert werden.

Zusätzlich zur Verbindung bildet die Data Integration Infrastructure auch die Datenkommunikation ab. Sie gewährleistet, dass Daten aus dem Prüfvorgang direkt in einer IoT-Plattform gespeichert und umgekehrt Informationen aus der Cloud in den Prüfplatz eingespielt werden können.

So entsteht eine datentechnische Repräsentation, der sogenannte digitale Zwilling, mit dessen Hilfe Prüffortschritte erfasst und die korrekte Durchführung des Prozesses überwacht werden können. Auch eine Automatisierung anhand vordefinierter Trigger lässt sich durch die nahtlose Kommunikation zwischen den Akteuren realisieren.

Data Integration Infrastructure CogeP-Projekt

Die Data Integration Infrastructure übernimmt im CogeP-Projekt die Datenintegration und -kommunikation
©verlinked

Forschungsbereiche und Schnittstellen im CogeP-Projekt

Die Data Integration Infrastructure übernimmt im CogeP-Projekt die Datenintegration und -kommunikation
©verlinked

Prozessautomatisierung mit Cobots: Die Zukunft in der Industrie

Das CogeP-Projekt zeigt, wie Mensch-Roboter-Kollaborationen als Win-win-Situationen gestaltet werden können. Richtig eingesetzt steigern sie die Effizienz von Prüfprozessen und entlasten Mitarbeiter bei einer monotonen Arbeit. Sie begegnen dem Fachkräftemangel und reduzieren Fehler bei einer hohen Variantenzahl.

Im Gegensatz zu voll automatisierten Prüfsystemen eignen sich Cobots auch für KMUs sowie Hersteller mit geringen Prüfhäufigkeiten. Auch Qualitätssicherungsumgebungen, die modular, skalierbar, flexibel und kompatibel gestaltet werden müssen, sind prädestiniert für den Einsatz kollaborativer Robotik.

Das im CogeP-Projekt entwickelte Lösungsmuster für den erfolgreichen Einsatz von Mensch-Roboter-Konstellationen erlaubt die Anpassung an Prüfprozesse in anderen Konfigurationen. Wenn Sie Interesse an der Nutzung einer Cobot-Lösung zur Prozessautomatisierung haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir unterstützen Sie gern bei der Anbindung, Integration und Datenkommunikation.